Seit 7 Jahren träume ich davon an die Süd-Westküste Englands zurückzukehren. Dort wo ich mich 2017 so frei gefühlt habe wie noch nirgends auf dieser Welt – nicht mal Dänemark konnte da mithalten. Von langer Hand geplant haben wir als Familie auf diesen Urlaub „hingehechelt“. Bitte jetzt keine schlauen Kalendersprüche von wegen „build a life you don´t need a vacation from“ – ja eh, gelingt uns mittlerweile eh schon ganz gut, aber manchmal ist das Leben einfach wirklich anstrengend und du sehnst dich nach dem Urlaub. Wie auch immer, wir hatten dieses unfassbar schöne alleinstehende Häuschen an den Klippen von Devon gebucht. Warum wir heute schweren Herzens alles abgesagt haben ist eine Chronologie von Ereignissen, die ich hier in diesem Blogpost verarbeite.
>>>> Du kannst in ihn hier auch als Audioartikel anhören (aktualisiert, ohne Hall!):
Freitag 28. Juni 2024 – Zeugnistag
Ein langes aufregendes Schuljahr geht zu Ende. Die Kinder sind beide in neue Schulen gekommen, haben sich (mit allen Höhen- und Tiefen) gut eingelebt und ihre ersten Klassen (Unterstufe und Oberstufe mit Bravour gemeistert). Traditionell gehen wir am Abend noch ein paar Stunden in den Prater um dieses Ereignis zu feiern.
Samstag, 29. Juni 2024 – Hello Freiheit!
Wir machen uns auf dem Weg nach Kärnten, um die Kinder zu den Großeltern zu bringen. Einmal im Jahr haben mein Mann und ich ein paar Tage Zeit nur für uns. Das ist meistens am Anfang der Sommerferien. Die Großeltern sind 89+78 und 72+72 und die Tante ist auch mit im Boot und unternimmt immer wieder etwas mit ihnen. Nachdem wir die Kinder gut abgegeben haben, gehen wir Lebensmittel einkaufen und mir wird bewusst, dass ich zum ersten Mal seit einem Jahr nur das kaufe, was mir schmeckt, ohne ständig im Hintergrund zu haben, ob eines der Kinder meckern könnte oder was sie gerne mögen. Ich schiebe hocherhobenen Hauptes meinen Einkaufswagen durch den Hofer und fühle mich wie eine Königin.
Sonntag, 30. Juni 2024 – Erschöpfung
Nach dem Morgensex (ja, auch das war wieder dringend nötig – nein, nein es war kein Jahr aber gefühlt eine Ewigkeit her), spüre die Erschöpfung der letzten Monate in meinen Knochen. Mit meinem Business, der Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin, den Kindern und einigen körperlichen und emotionalen Baustellen war es wirklich viel in den letzten Wochen. Das wird mir jetzt bewusst. Wir werden den Tag ganz langsam angehen.
Montag, 1. Juli 2024 – Work (in progress)
Ein vollgefüllter Arbeitstag wartet auf mich, trotzdem angenehm, die Kinder sind gut versorgt. Zu Mittag verabschieden wir uns von ihnen, meine ältere Tochter wirkt etwas erschöpft, aber das ist klar nach dem Schuljahr. Mein Mann hat Dienstag einen wichtigen Termin in Wien, d.h. wir fahren an diesem Abend 3 Stunden zurück. Wir freuen uns darauf, bis Freitag alleine zu sein – dann würde unsere größere Tochter kommen, um zum Musikcamp zu fahren. Also insgesamt ca. 7 bis 8 Tage nur für uns.
Dienstag, 2. Juli 2024 – Home alone
Mein Mann hat den ganzen Tag Termine, ich auch – möchte, wenn die Kinder nicht da sind, noch einiges weiterbringen. Außerdem startet am 15. Juli mein Urlaub und meine 1-monatige Mentoringpause. Da wollten doch noch viele Frauen ein Mentoring bei mir haben. Der Abend gehört uns, ich kann ihn irgendwie nicht richtig genießen (Mutterinstinkt?) um 21:40 eine Nachricht meine Mutter – meine Tochter hat solche Gliederschmerzen, sie braucht ein Schmerzmittel.
Mittwoch, 3. Juli 2024 – Vorahnung
Gleich in der Früh schreibe ich meiner Tochter – es geht ihr nicht besonders. Sie sagt zwar, dass alles ok ist, aber ich spüre irgendetwas passt nicht. Wir sind beide unrund, versuchen an diesem Tag so gut es geht alles abzuarbeiten, was am Plan steht. Mein Mann und ich halten „Familienrat“ wenn es nicht besser wird, dann fahren wir am Donnerstag nach Kärnten.
Donnerstag 4. Juli 2024 – Enttäuschung (die 1.)
Um 7.00 Uhr sitzen wir wieder im Auto nach Kärnten (über 3 Stunden Fahrt). Es geht ihr nicht besser. Im Auto merke ich wie unfassbar enttäuscht ich bin, muss lange und heftig weinen. Ich habe mir so sehr gewünscht, endlich mal ein bißchen Zeit als Paar zu haben und jetzt heißt es Ferien, krankes Kind und parallel dazu arbeiten. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Alles abgesagt was wir uns vorgenommen hatten: Den Tisch im Restaurant, ausmisten in der Wohnung, den Arzttermin, die gemütlichen Abendstunden … Den Rest des Tages verbringe ich damit, mein Kind zu versorgen und die wichtigsten Termine zu machen, die sich nur schwer verschieben lassen. Den Rest muss ich absagen, ich schaffe es einfach nicht. Meine Nerven liegen blank.
Freitag, 5. Juli 2024 – Enttäuschung (die 2.)
Mir reichts: Es geht ihr wirklich schlecht und ich merke keine Besserung, also ab zu Arzt. Dort die Diagnose bakterielle Entzündung, also Antibiotika. Der Entzündungswert ist sehr hoch und sie hat eine Bronchitis. Mir wird klar: Das wird sich so schnell nicht ändern. Also sind wir das ganze Wochenende mit pflegen, inhalieren … beschäftigt. Von den Antibiotika wird ihr fürchterlich übel … mehr muss ich nicht sagen. Sie liegt nur im Bett und ist extrem traurig, weil sie eigentlich morgen mit ihrer besten Freundin aufs Musikcamp hätte fahren sollen.
Samstag, 6. Juli 2024 – leichte Besserung
Irgendwie haben wir alles das Gefühl, es geht ihr ein bißchen besser. Sie hat zwar noch nicht viel Kraft aber das Fieber ist gesunken. Auf einem Sessel zu sitzen schafft sie trotzdem nicht. Mein Mann macht das Beste daraus, geht am Wochenende schwimmen und radfahren. Ich bewege mich keinen Meter weg von meiner Tochter (ja blöd, aber als Mama geht’s manchmal nicht anders). Mein täglicher Abendspazierung zum Fluss wird mein Tageshighlight oder wenn sie einer der Mini-Portiönchen gegessen hat oder wenn ihr nach dem Antibiotikum doch nicht soooo übel ist.
Sonntag, 7. Juli 2024 – Ernüchterung
Mittlerweile wird für mich immer klarer, dass sie das Musiccamp abhaken kann. Sie könnte zwar am Dienstag/Mittwoch nachkommen, aber Querflöte spielen mit dem Husten und in einem Camp schlafen, wenn sie in der Nacht 5x aufwacht, ist keine Option. Und: Es wird mir bewusst, dass die 2er-Zeit mit meinem Mann endgültig „flöten“ gegangen ist. Ich bin traurig … wieder mal und ernüchtert.
Montag, 8. Juli 2024 – die letzte Arbeitswoche
Meine letzte Arbeitswoche vor dem Urlaub ist angebrochen. Eigentlich wollte ich in dieser Woche (nachdem beide Kinder versorgt hätten sein sollen) möglichst viel weiterbringen. Jetzt wird das Ganze zu einer Meisterleistung des Jonglierens. Es ist anstrengend, aber ich habe den Urlaub in England vor meinen Augen. Die Klippen sind mein Bildschrimhintergrund, am Abend meditiere ich mich ans Meer. Bis zu dem Zeitpunkt als mir meine Tochter sagt, dass sie wieder über 38 Grad Fieber und auch wieder Gliederschmerzen hat. Ich ahne Böses.
Dienstag 9. Juli 2024 – Supergau
Mein Mann fährt mit ihr in Kärnten zum Arzt – der Supergau: Das Antibiotikum hat die Entzündung nicht gestoppt, der Entzündungswert (der ohnehin schon extrem hoch war) ist noch viel weiter angestiegen. Wir müssen sofort zum Lungenröntgen. Die Röntgenassistentin (die wir kennen) schaut schockiert, als sie das Bild sieht – sagen darf sie aber nichts. Der Befund bestätigt: Sie hat eine wirklich schlimme Lungenentzündung. Sie muss jetzt 2 Antibiotika nehmen, ist am Boden zerstört. Der Traum doch noch ins Camp zu fahren ist endgültig geplatzt. Der Arzt ist glasklar: Wenn bis Donnerstag der Entzündungswert nicht gesunken ist, muss sie sofort ins Krankenhaus eingewiesen werden. Wir sind alle geschockt. Unsere kleine Tochter macht sich Sorgen um die Große. Wir sind einfach nur erschlagen … mein Mann unfassbar unter Strom. Noch 3 Tage bis zu unserem Urlaub und durch die ganze Aufregung ist unfassbar viel liegengeblieben. Mit der Diagnose heute ist auch klar, wir können nicht wie geplant am Samstag (13.7.) nach England fahren. Ich setze mich hin und plane alle Buchungen um. Versuche positiv zu bleiben: „Dann fahren wir halt später los.“ Am 21.7. haben wir das Haus gebucht.
Mittwoch, 10. Juli 2024 – Angriffsmodus
Löwenmama (in dem Fall ich) wechselt in den Angriffsmodus. So eine fiese bakterielle Lungenentzündung will mein Kind angreifen? NICHT MIT MIR. DA MUSS SIE ERST MAL AN MIR VORBEI. Generalstabsmäßig plane ich alles durch. 3x täglich Antibiotika, dazwischen mit Abstand Omni Biotic für den Darm. Stündlich Wasser trinken, 4x täglich inhalieren, 3x täglich gutes Essen, das ihr schmeckt, Nackenmassagen (immerhin liegt sie seit 10 Tagen im Bett), Fiebermessen, mit aufs WC gehen, wenn sie sich schwindelig fühlt, dazu einige gute Serienvorschläge und viel, viel Zeit mit Kuscheln, um sie bei Laune zu halten. Dazwischen natürlich arbeiten (2 Tage to go) parallel dazu lese ich ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Und: Sie darf alles fühlen was grad da ist und da ist viel. Das Krankenhaus vor Augen zu haben, stresst sie sehr und den Rest der Familie auch. Aber: Es geht ihr besser – ich habe das Gefühl es verändert sich etwas. Sie lächelt wieder mehr. Ich könnte weinen. Tu ich auch – aber nur heimlich, vielleicht auch, weil ich jetzt zusätzlich noch meine Menstruation bekommen habe.
Donnerstag, 11. Juli 2024 – Der Tag der Wahrheit
Seit 6.00 Uhr können wir nicht mehr schlafen vor Aufregung. Ich dusche mich, wasche die Haare, räume alles zusammen, denn vielleicht müssen wir nachher gleich ins Krankenhaus fahren. Mein Mann fährt mit ihr zum Arzt. Um 8.00 Uhr die Erleichterung: Der Entzündungswert ist gesunken. Wir können also doch wie geplant in einer Woche Richtung Häuschen in England aufbrechen. Happy und beflügelt, dass das Krankenhaus abgewendet ist, mache ich mit dem Löwenmama-Programm weiter und versuche gleichzeitig noch für meine Mentees da zu sein. Zwei große Projekte wollen heute und morgen noch abgeschlossen werden. Meinen Mann versuche ich möglichst freizuspielen, damit er auch seine Sachen gut abschließen kann. Er arbeitet lange und viel.
Freitag, 12. Juli 2024 – Lichtblick
Es geht ihr deutlich besser. Sie hat schon wieder das übliche Teenie-Murren am Programm. Ich hätte mir nie gedacht, dass ich mich über dessen Rückkehr so freuen würde. Kuscheln mag sie auch nicht mehr so – ein guuuutes Zeichen 😊. Beide Websites von meinen Mentees sind online gegangen und so unfassbar toll geworden (das sagen sie auch – nicht nur ich). Ich freue mich, dass das noch vor meinem Urlaub geklappt hat. Dazu hab ich noch 2 Mentoringvereinbarungen über jeweils 4 Monate für den Herbst fertig gemacht, Rechnungen geschrieben. Um 12.00 Uhr klappe ich bei einer irren Hitze meinen Laptop zu und gehe eine große Runde spazieren. Danach tanze ich eine lange Runde im Garten. Ich bin glücklich – der Urlaub naht, England wir kommen in ca. einer Woche!! Zwar später, aber es geht sich alles noch gut aus.
Samstag, 13. Juli 2024 – Baum fällt
Erster Urlaubstag – juhuuuu!! Mein Mann und ich sind glücksseelig. Heute und morgen verbringen wir noch gemütlich in Kärnten. Unsere Tochter muss am Montag nochmal zum Lungenröntgen und zur Kontrolle. Danach können wir nach Wien abdüsen und dann ganz gemütlich nach England fahren. Plötzlich klopft eine Bekannte an die Tür (wie haben hier keine Türklingel). Unser großer Hausbaum (ein Boskoop-Apfelbaum, der dort seit 70 Jahren steht und auf dem auch das Baumhaus unserer Kinder war) ist in der Nacht einfach umgefallen. Ohne Sturm, ohne ein Anzeichen. Ja wir wussten, dass er alt ist, aber dass er einfach so umfällt hat uns schon erschreckt. Mein Mann und ich waren beide extrem traurig. Schweren Herzens hat mein Mann die Motorsäge geholt und den Baum in kleinere Teile zersägt, damit er abgeholt werden kann. Er weiß bis heute nicht wie das passieren konnte, aber ab dem Nachmittag konnte er sich kaum mehr bewegen. Er hatte so unfassbar große Schmerzen im Rücken, dass er nur mit Schmerzmitteln schlafen konnte.
Sonntag, 14. Juli 2024 – Enttäuschung (die 3.)
Ich hatte ja gehofft, dass es anders werden würde, aber leider wurden die Schmerzen über Nacht noch schlimmer. Bei jeder Bewegung zuckt er zusammen. Ich kenne ihn seit 27 Jahren, aber so habe ich ihn noch nie erlebt. Ich konnte es einfach nicht glauben. Schweren Herzens hab ich dann am Vormittag einen Familienrat einberufen. (Ich bei uns die Frau der klaren Entscheidungen und der klaren Worte.) Unter Tränen haben wir alle beschlossen, dass es nicht möglich ist unter diesen Umständen nach England zu fahren. Mich um meine Tochter zu kümmern und darauf zu achten, dass sie sich weiterhin nicht überlastet und schont, das hätte ich mir locker zugetraut. Aber mit einem Mann der sich absolut nicht rühren kann macht das Ganze keinen Sinn. Ja und jetzt sitze ich da und schreibe diesen Blogpost, um das alles zu verarbeiten. Es gibt eine klitzekleine Chance, dass wir vielleicht noch im August fahren können, aber das hängt zu 100% von der Genesung meines Mannes und davon ab, wie wir unsere Urlaubs- und Arbeitstage umplanen können. Im Moment ist da einfach nur riesengroße Enttäuschung, so ein taubes Gefühl am ganzen Körper und Traurigkeit.
Genau dieses Gefühl bringt mich zu meinen unverblümten 🌸 Wildblüten-Impulsen 🌸 die ich dir heute mitgeben möchte, was MIR in solchen Phasen hilft, wo einfach alles 💩 ist:
Tja so viel dazu – wenn du bis hierhin gelesen oder gehört hast, dann Danke, dass du (noch) da bist. Ich halte dich auf dem Laufenden und im August erzähle ich dir, wie es bei uns weitergeht.
Alles Liebe
Karin
Ps.: Wenn du mir antworten willst, gerne an hallo@karingrafkaplaner.com
MAG. KARIN GRAF-KAPLANER
Slow Business Mentorin für Frauen*
Unternehmensberatung, Marketing Beratung, systemisches, wertorientiertes Coaching, Lebens- und Sozialberatung (in Ausbildung unter Supervision). Ich begleite dich dabei, mit deinem Business erfolgreich zu wachsen und Überforderung & Burnout zu vermeiden.
© Copyright Mag. Karin Graf-Kaplaner
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